Lean UX als Arbeitsphilosophie

Lean UX (Design), also „schlankes“ UX Design, beschreibt eigentlich viel mehr, als der Begriff vermittelt. Lean UX ist ein Ansatz, eine Philosophie für die Gestaltung von UX, die auf ein Buch von Jeff Gothelf und Josh Seiden zurückgeht. Ziel ihrer Überlegungen war es, Usability und UX besser in Prozesse der agilen Softwareentwicklung zu integrieren. Dazu vereint Lean UX Gedanken aus dem Agile Development, dem Design Thinking und der Lean StartUp Idee.

Ziel ist es insgesamt also, Flexibilität zu fördern, um auf die dynamischen Prozesse moderner Industrien produktiv reagieren zu können. Dabei macht sich Lean UX verschiedene Aspekte der drei oben genannten Konzepte zunutze. Design Thinking beinhaltet Wege und Methoden, um Produktdesign interdisziplinär anzugehen und ganzheitlich zu betrachten. Agile Softwareentwicklung versucht, Entwicklungszyklen zu verkürzen, um schneller auf Veränderungen reagieren zu können und große Miskonzeptionen zu verhindern. Vom Lean StartUp kommt vor allem die Idee des Minimum Viable Produkt (MVP). Dabei ist das Ziel, schnell und ohne riesigen (personellen, finanziellen) Aufwand, einen Prototyp zur Verfügung zu stellen.

Lean UX: einfach schneller

Warum braucht es Prototypen und weshalb soll alles interdisziplinär laufen? Nun, digitale Produkte werden von vielen Personengruppen erstellt, aber dienen am Ende einer: den Nutzenden. Oft genug ist nicht genau klar, was die User denn wirklich wollen und wie man diese Bedürfnisse befriedigt. Hier kommen Designhypothesen ins Spiel, also z. B: „Übersichtlichkeit ist das wichtigste Kriterium für die App“. Eine solche Hypothese soll dann so schnell wie möglich mithilfe eines MVP überprüft werden.

Rapid Prototyping und Testing

Dieses Vorgehen kann unter den Begriffen Rapid Prototyping und Testing zusammen gefasst werden, beides Methoden der Produktentwicklung. Rapid Prototyping erlaubt das eben angesprochene, schnelle, echte Feedback von späteren Usern. Warum macht man das? Um zu verhindern, dass sich ein Produkt monate- oder gar jahrelang in die falsche Richtung bewegt.

MVPs gehen nur interdisziplinär

Ein MVP ist nur ein grobes Produkt, aus dem noch viel mehr werden soll. Nichtsdestotrotz beinhaltet es schon Anteile all der Elemente, die später das fertige Produkt ausmachen. Ein erfolgreiches MVP basiert auf klar definierten Kriterien, die den Erfolg messbar machen, wie Nutzerakzeptanz, Engagement oder ob das Problem der User tatsächlich gelöst wird. Diese Kriterien werden idealerweise in einem interdisziplinären Team entwickelt, das unterschiedliche Perspektiven – von Technologie über Design bis Business – einbringt. So wird sichergestellt, dass das MVP sowohl funktional als auch marktrelevant ist.

Und aufgrund dieser Umstände ist interdisziplinäre Zusammenarbeit von Anfang an unerlässlich. Sie sorgt dafür, dass ein Produkt geschaffen wird, das die Kernanforderungen erfüllt, effektiv getestet werden kann und eine solide Basis für die angesprochenen Weiterentwicklungen darstellt. Denn ein MVP ist mehr als nur ein Screenshot von einem Design, ist mehr als ein theoretisches Konzept für eine Softwarearchitektur. Zu diesem Zweck werden kollaborative Workshops für die Ideenfindung und -auswertung genutzt, sowie Design Sprints für zeitlich begrenzte, intensive Zusammenarbeit.

Lean UX bei Studio Fluffy

Für uns ist Lean UX Arbeitsphilosophie und Grundmodus zugleich. Durch unsere unterschiedlichen Hintergründe und unser kleines Team ist interdisziplinäres Denken unser Modus Operandi. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation, die Wissenshierarchien durchbricht, gehören seit Anfang zu unserer DNA. Daher ist Lean UX für uns schon immer Thema und intern gesetzt. Immer wieder konnten wir feststellen, dass wir Kunden und Partnern schneller Ergebnisse vorlegen konnten, als diese erwartet wurden. Woran liegt das?

Lean UX Prinzipien

Wir arbeiten mit kleinen Arbeitspaketen, um engmaschigeres Feedback zu ermöglich und damit Fehler zu minimieren. Mittels Continuous Discovery können wir User und Kunden stärker miteinbeziehen. Das stärkt das Verständnis für’s Produkt, wenn aus allen Bereichen Perspektiven beleuchtet werden. Die oben erwähnten MVPs werden im Zuge einer „Get-out-of-the-building“-Idee möglichst schnell mit echten Usern getestet, nicht nur intern. Ein Aspekt auf den wir besonderen Wert legen, ist das Externalisieren von Wissen, also die gezielte, sinnvolle Visualisierung von Ideen, Zusammenhängen und Sachverhalten. Das schafft im Kopf mehr Raum zum Denken und erleichtert das Verständnis für alle Stakeholder. Lean UX legt weniger Wert auf Deliverables und Dokumentationen, die erzielten Ergebnisse (z. B. Prototypen) dienen als Arbeitsnachweise und Dokumentation ihrer selbst. Was all dem innewohnt, ist eine „Mach mal“-Mentalität, man könnte wohl auch „Learning by Doing“ sagen.

Klar ist auch: Lean UX ist keine reine Improvisation. Auch hier wird geplant und strukturiert. Natürlich kommen dazu passende Methoden zum Einsatz. Mit Lean Canvas wird die Geschäftsidee hinter dem Produkt in einem zentralen Dokument zusammengefasst, es braucht nicht immer 100 Seiten. Alle relevanten Informationen, ihre Zusammenhänge und späteren Bezugspunkte können in einer mehr oder minder aufwändigen Informationsarchitektur gesammelt werden. Wichtig ist, dass auch diese Prozesse interdisziplinär stattfinden. So wird verhindert, dass Projektbeteiligte am Ende doch immer wieder auf andere angewiesen sind, um Fortschritte zu machen. Wenn nicht eigenständig gearbeitet werden kann, sinkt der interdisziplinäre Mehrwert.

Fazit

Lean UX ist vieles: Methodensammlung, Arbeitsphilosophie, Konglomerat aus anderen Produktentwicklungsströmungen. Und deshalb lässt sich Lean UX auch auf fast alle Formen der (Produkt-)Entwicklung übertragen, es muss sich nicht um eine App im klassischen Sinne handeln. Sobald ein Produkt (Website, App, Software für interne Zwecke, oder auch materielles Produkt) in der Entwicklung mehr als eine Personengruppen betrifft, also z. B. Entwickler und Designer, kann Lean UX Mehrwerte generieren. Es erleichtert die zyklische Zusammenarbeit, verhindert unproduktive Parallelarbeiten und bindet die späteren User frühzeitig mit ein. Das wiederum verhindert langfristige Fehlausrichtung. In Lean UX Prozesse können ganz verschiedene Elemente eingebunden sein. Ein grundlegendes Design kann nach Lean UX Prinzipien erarbeitet werden, ebenso eine Software- oder Informationsarchitektur.

Ihr Ansprechpartner

Sierk Schmalzriedt

Geschäftsführer
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